Derzeit läuft das Raumordnungsverfahren für das geplante ICE-Werk, in dem die Bezirksregierung die Eignung der drei möglichen Standorte Harrlach, MunA Nord und MunA Süd beurteilen soll. Als letzten der drei Standorte ließen sich die Grünen Nürnberger Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus Bundes- und Landtag den Standort MunA Nord zeigen.
Bei der MunA Nord handelt es sich um ein mit Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg
kontaminiertes Areal, das für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Vor dem Betreten sind diverse sicherheitsrelevante Maßnahmen vorgesehen.
Die Deutsche Bahn wurde vertreten durch Klaus-Dieter Josel (Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern) und Projektleiter Carsten Burmeister. Der „Hausherr“ der MunA Nord ist der Bundesforstbetrieb Hohenfels, vertreten durch Revierleiter Breuer. Die derzeit laufenden Arbeiten wurden vorgestellt von Dr. Thomas Hanauer (Leitender Ingenieur) und
Markus Sollfrank (Kampfmittelräumung).
Dass derzeit bereits Arbeiten zu Kampfmittelsondierung laufen, sorgt für Beunruhigung in der Bevölkerung. Mitglieder der örtlichen Bürgerinitiative, die am Zugangstor warteten, äußerten die Befürchtung, diese Arbeiten seien eine Vorfestlegung für diesen Standort. Die Bahnvertreter*innen vor Ort entkräfteten diese Vermutung.
Gegenüber den Abgeordneten konnte die Bahn nachvollziehbar erläutern, weswegen derzeit Sondierungsarbeiten laufen. So sei davon auszugehen, dass im 1. Quartal eine Entscheidung im Raumordnungsverfahren zu erwarten ist. „Wenn der Standort MunA Nord als möglicher Standort qualifiziert ist, benötigen wir eine belastbare Grundlage, unter anderem für unsere Kostenkalkulation“, erläutert Burmeister. „Wir müssen wissen, mit welchem Zeit- und Kostenaufwand wir bei einer flächendeckenden Kampfmittelräumung zu rechnen haben.
Deshalb lassen wir stichprobenartig an repräsentativ ausgewählten Stellen nach Kampfmitteln im Boden suchen und wir öffnen einige Bunkeranlagen. Diese Arbeiten sind nur im Winter möglich und müssen aus naturschutzrechtlichen Gründen Ende Februar abgeschlossen sein, denn dann beginnt die Brutzeit der Vögel“, so Burmeister weiter.„Würden wir das nicht jetzt tun, wäre ein komplettes Jahr verloren.“
Sollfrank führte aus, dass bereits verschiedene Objekte aufgefunden und teils mit erheblichem Aufwand geborgen wurden. Kampfstoffmunition wurde bislang nicht entdeckt.
Zu den weiteren Inhalten der Sondierungen gehörte in Grundwassermonitoring. An verschiedenen Stellen wurden Bohrungen bis in Tiefen zwischen rund 10 m und 20 m angelegt und es werden systematisch Proben entnommen. Dabei sei bereits aus den bestehenden Untersuchungen eine Belastung mit sprengstofftypischen Verbindungen und deren Abbauprodukten bekannt. Eine Verunreinigung von Oberflächengewässern (Vorfluter) besteht nach aktuellem Kenntnisstand nicht bzw. ist nicht zu erwarten, erklärte Dr. Hanauer.
Die dritte Maßnahme ist die Öffnung von Bunkeranlagen. Derzeit sei nicht bekannt, ob sich in den Trümmern noch Kampfmittel befinden. Teilweise sind die Anlagen eingestürzt oder von den US-Streitkräften zerstört worden. Was sich unter den Betondecken befindet, muss eruiert werden. Dabei wird auch der ein oder andere Baum, der in Verlauf der letzten 70 Jahre in oder auf einem Bunker gewachsen ist, gefällt. Die Bäume wurden jedoch vorher hinsichtlich ihrer artenschutzrechtlichen Relevanz geprüft, um bei den Sondierungen jegliche negativen Auswirkungen zu vermeiden.
Klar wurde außerdem, dass das Sicherungsbauwerk, umgangssprachlich „Sarkophag“ genannt, der den Schadstoffhotspot mit nicht zu beseitigenden Kampfmitteln enthält, weder bei den Sondierungen noch beim möglichen späteren Bau des ICE-Werks angetastet wird.
Die Abgeordneten sehen sich transparent über die Arbeiten informiert. „Dass wir aus ökologischer Sicht mit der Auswahl der drei möglichen Standorte unglücklich sind, ist unverändert so“, fasst Sascha Müller die Gemengelage zusammen. „Es ist aber auch nicht zielführend, dem laufenden Raumordnungsverfahren vorzugreifen oder Spekulationen ‚Was wäre, wenn ...‘ zu betreiben. Wir gehen wieder in den Dialog, wenn eine Entscheidung vorliegt und wir diese mit den Verkehrsexperten unserer Fraktionen bewertet haben. Die Notwendigkeit des ICE-Werks wird nicht in Frage gestellt. Die Umsetzung einer klimaneutralen Verkehrswende machen den Bahnausbau und einhergehend den Ausbau der Infrastruktur erforderlich. Das ist im Koalitionsvertrag als Ziel der drei Partner so festgelegt“, so Müller
abschließend.