Was kosten unsere Lebensmittel wirklich? Dabei geht es nicht um den Preis im Supermarkt, sondern und langfristige Kosten für die Gesellschaft. Produktion, Transport, Weiterverarbeitung, all das kostet Ressourcen und vor allem, all das produziert auch Schadstoffe. Trotzdem zahlen wir an der Kasse nur einen Teil des „wahren Preises“, die Folgekosten kommen oft später, nicht selten für kommende Generationen. Über dieses Thema durfte ich am 15. Februar auf der Podiumsdiskussion der Deutschen Tier-Lobby e. V. sprechen.
Soja als Lebensmittel, Soja als billiges Futtermittel
Den Einstieg in das Thema hat Dr. Antonio Inácio Andrioli, Experte für Agrarökologie und nachhaltige ländliche Entwicklung, mit einem Kurzvortrag zum Sojaanbau in Brasilien gegeben. In seinen Ausführungen wurde unmissverständlich klar, dass Soja – mit seinem sehr hohen Eiweißgehalt – ein hervorragendes Lebensmittel ist. Dennoch landet über 90 % des produzierten Sojas in den Futtertrögen und in Agrotreibstoff. Dafür wird der Amazonas abgeholzt, Böden langfristig zerstört und vergiftet das Wasser. Übrigens: Das Soja für Tofu, Sojamilch und Co. stammt meistens aus Europa oder Kanada.
Die wahren Kosten von Lebensmitteln
Die Podiumsdiskussion mit Carsten Träger MdB, Prof. Dr. Tobias Gaugler (Ressourcenökonom, TH Nürnberg), Lukas Feldmeier (1. Vorsitzender Deutsche Tier-Lobby e. V.) und mir hat sich anschließend weiter mit den wahren Kosten von Lebensmitteln beschäftigt. Wenig überraschend liegen diese deutlich über den Preisen, die wir normal an der Kasse bezahlen. So hat Prof. Dr. Gaugler ausgeführt, dass traditionell produziertes Fleisch im Schnitt 173 % mehr kosten müsste, um auch Klimafolgen und andere Folgekosten zu beinhalten. Bio-Lebensmittel schneiden im Schnitt dabei deutlich besser ab (Weitere Informationen unter: https://www.uni-augsburg.de/de/campusleben/neuigkeiten/2020/09/04/2735/). Im Öko-Barometer 2022 haben 89 Prozent der Befragten angegeben, in Zukunft mehr Bio-Lebensmittel kaufen zu wollen, trotzdem liegt der Marktanteil von Bio-Fleisch weit unter 5 %. Das liegt nicht selten am Preis, der eben deutlich näher am „wahren Preis“ liegt.
Deswegen ist für mich klar:
Der Umbau ist nicht zum Nulltarif zu haben. Manche Politiker*innen entdecken ihre soziale Ader immer dann, wenn es darum geht, den Tierschutz voranzubringen – oder ebendiesen zu blockieren. Das Ziel muss aber sein, die Menschen, die unter hohen Preisen leiden zu unterstützen, nicht das Tierwohl zu opfern.
In der Ampel haben wir uns im Koalitionsvertrag daher vorgenommen, bis 2030 30 Prozent Öko-Landbau zu erreichen. Dafür räumen wir Hürden aus dem Weg, die der Erzeugung, der Verarbeitung, dem Handel und dem Verbrauch von Bio-Lebensmittel noch im Weg stehen. Weiterhin erleichtern wir der Umstieg auf den Bio-Anbau mit gezielten Förderangeboten, die auf die Stärkung von Nachfrage und auch Angebot ausgerichtet sind.
Danke für die Einladung, die spannende Diskussion auf dem Podium und die Fragen aus dem Publikum. Im Saal war das Fazit eindeutig: mehr Bio-Produkte, mehr Nachhaltigkeit!
Eine Aufnahme der ganzen Podiumsdiskussion findet ihr hier.