Erst vergangene Woche gab es in der Frankenmetropole Nürnberg wieder phasenweise Starkregen und Gewittern, wodurch eine Brückenunterführung in der Stadt überflutet wurde. An anderen Unterführungen ist dies erst wenige Wochen zuvor, im Mai, ebenfalls passiert. Solche extremen Niederschläge und Hochwasser als Folge, aber auch Hitze und Dürreschäden – das sind deutliche Auswirkungen der Klimakrise, die nicht nur bei uns in Nürnberg, sondern überall spürbarer werden. Sie werden an Heftigkeit und Häufigkeit weiter zunehmen. Zum Klimaanpassungsgesetz, das am Montag, 1. Juli, in Kraft getreten ist, erklären die mittelfränkischen grünen Bundestagsabgeordneten Sascha Müller und Tessa Ganserer:
„Die alarmierenden Überschwemmungen der vergangenen Wochen in Süddeutschland haben eine Spur der Verwüstung nach sich gezogen und müssen uns als Warnung dienen. Flüsse traten über die Ufer, Dämme brachen, Stadtteile und ganze Orte wurden vom Hochwasser überschwemmt, Menschen starben, Hunderte mussten evakuiert werden. Ereignisse wie dieses erleben wir mittlerweile fast jedes Jahr in unserem Land. Deshalb müssen wir jetzt systematisch vorsorgen, damit die Menschen in Deutschland weiterhin gut leben können und unser Wohlstand erhalten bleibt. Gemeinsam müssen wir als Gesellschaft uns und unsere Infrastruktur an die Klimakrise anpassen. Das ist unverzichtbar, um Menschen und Natur zu schützen – besonders Ältere, Kranke und kleine Kinder.“
Um den Herausforderungen und Folgen der Klimaveränderung wirksam zu begegnen, setzt das Klimaanpassungsgesetz bundesweit einen strukturierten Rahmen. Bund, Länder und Kommunen sollen ab jetzt ihre Klimarisiken endlich flächendeckend erfassen und - auch lokal - geeignete Anpassungsstrategien entwickeln. Darüber hinaus bringt das Gesetz auch die Verpflichtung, bei Planungen künftig Klimarisiken mit zu berücksichtigen.
Sascha Müller erklärt: „Auf Katastrophen wie jüngst in Süddeutschland müssen wir besser vorbereitet sein. Es gilt, Wasser besser in der Fläche zu halten und funktionierende Wasserhaushalte zu sichern. Deshalb ist es wichtig, Versickerung und Grundwasserneubildung zu erleichtern und Versiegelung dort zurückzunehmen, wo wir sie nicht mehr brauchen.“
Seit dem Jahr 2000 wird in Nürnberg eine Gebühr für die Einleitung von Regenwasser in die Kanalisation erhoben. Dadurch werden Maßnahmen zur Regenwasserversickerung, -rückhaltung und -bewirtschaftung in finanzieller Hinsicht belohnt. Festsetzungen dazu, wie schonend mit dem anfallenden Regenwasser umgegangen werden kann, beispielsweise mit wasserdurchlässigen Belägen auf Stellplätzen und Garagenzufahrten, sind ein üblicher Bestandteil von Bebauungsplänen. Im Nordostpark Nürnberg wurde im Gewerbepark ein Teich angelegt, der das abfließende Regenwasser der benachbarten Gebäude und versiegelten Freiflächen nutzt.
Der Bund finanziert mit dem „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ bereits stark Auenrenaturierungen, Grünflächenausbau, etc. und fördert in ländlichen Kommunen natürliche Klimaschutzprojekte mit knapp 200 Millionen Euro. Das hilft enorm bei der Klimaanpassung.
Da Klimaanpassung gerade auf kommunaler Ebene sehr teuer sein kann, erklärt Tessa Ganserer: „Um die Kommunen nicht zu überfordern, muss eine langfristig verlässliche Finanzierungsgrundlage geschaffen werden. Ein erster Schritt sollte eine neue Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe sein.“
Auch für Unternehmen und Wirtschaft ist Klimaanpassung hoch relevant, denn die Klimakrise vernichtet jedes Jahr Milliardensummen. Von 2000 bis 2021 sind mindestens 145 Milliarden Euro an Schäden durch die Folgen von extremen Wetterereignissen entstanden. Sascha Müller betont: „Die Klimakrise ist ein Wohlstandsvernichter. Deshalb müssen wir unsere Infrastruktur und alle Wirtschaftssektoren widerstandsfähiger gegenüber Klimafolgen gestalten. Denn dauerhaft können die öffentlichen Haushalte die enormen Schadenssummen nicht aufbringen.“ Zugleich bleibe guter Klimaschutz weiter das Gebot der Stunde. „Beides müssen wir gemeinsam umsetzen, um unsere Gesundheit, unsere Lebensgrundlagen und unseren gesellschaftlichen Wohlstand zu erhalten.“