Das Steueränderungsgesetz 2025 enthält einzelne sinnvolle Verbesserungen – trotzdem setzt die Koalition insgesamt die falschen Prioritäten. Statt einer breiten, einfachen Entlastung für viele Menschen gibt es teure Sonderregeln für wenige. Dazu habe ich am 4. Dezember 2025 im Plenum des Deutschen Bundestages gesprochen.
Meine Rede zum Steueränderungsgesetz 2025 VIDEO Verbesserungen zum Entwurf In den Beratungen wurden noch Punkte ergänzt, die wir ausdrücklich begrüßen. Dazu gehört die Steuerbefreiung von Prämien für olympische und paralympische Athlet*innen – eine verdiente Anerkennung für Einsatz und Leistung. Außerdem ist die Gemeinnützigkeit des E-Sports ein Schritt, der vielen Vereinen und jungen Communitys mehr Rechtssicherheit geben kann. Das gilt auch für die bessere steuerliche Absetzbarkeit von Gewerkschaftsbeiträgen, von der künftig auch Menschen profitieren sollen, die bisher wegen des Pauschbetrags kaum Vorteile hatten.
Warum die Verbesserungen nicht reichen Diese Verbesserungen wiegen die falschen Kernelemente des Gesetzes nicht auf. Die Koalition will die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie dauerhaft von 19 auf 7 Prozent senken und zugleich die Entfernungspauschale auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer ausweiten – voraussichtlich ab 1. Januar 2026, wenn der Bundesrat zustimmt. Das gesamte Paket umfasst rund fünf Milliarden Euro pro Jahr; die Zustimmung im Bundesrat ist für den 19. Dezember 2025 vorgesehen.
Pendlerpauschale: klingt fair, wirkt aber schief Die Erhöhung der Entfernungspauschale hört sich zunächst nach Hilfe für viele an. In der Realität profitieren aber vor allem Menschen mit höheren Einkommen, weil die Entlastung vom persönlichen Steuersatz abhängt – selbst bei gleichem Arbeitsweg. Viele Geringverdienende haben kaum etwas davon, weil sie nahe am Grundfreibetrag liegen oder den Werbungskosten-Pauschbetrag nicht überschreiten. Ausgerechnet Geringverdienende haben statistisch allerdings oft die längsten Arbeitswege, profitieren aber gleichzeitig am wenigsten von der Pendlerpauschale. Fachanalysen weisen seit Jahren auf diese soziale Schieflage hin.
Unser Alternativvorschlag: einfacher und gerechter Wir haben vorgeschlagen, stattdessen den Arbeitnehmerpauschbetrag auf 1.500 Euro zu erhöhen. Das würde mehr Beschäftigten helfen – besonders Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Ein zusätzlicher Vorteil: Viele müssten dann gar keine Steuererklärung mehr abgeben. Das wäre auch ein spürbarer Bürokratieabbau für die Finanzämter.
Teure Einzelgeschenke statt Entlastung für alle Wenn ein Gesetz vor allem ausgewählte Branchen und Gruppen bevorzugt, fehlt am Ende Geld für Maßnahmen, die breit wirken. Genau diese Prioritäten kritisiere ich, etwa bei der Subventionierung der Gastronomie, die laut DEHOGA-Ankündigung auch nicht an die Gäste weitergegeben werden soll. Wir brauchen eine Steuerpolitik, die sozial gerecht, einfach und klimaverträglich ist – statt immer neuer Sonderwege.
Das Steueränderungsgesetz 2025 hat Lichtblicke, bleibt aber insgesamt unausgewogen. Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass Entlastungen fair verteilt sind, Bürokratie sinkt und klimaschädliche Fehlanreize abgebaut werden. Gute Steuerpolitik muss den Alltag der meisten Menschen verbessern – nicht nur den von wenigen.