Weniger als 0,1 Prozent
… des Bruttostromverbrauchs von Deutschland kommt unterm Strich aus Frankreich. Wir haben 2023 nur 0,4 TWh¹ mehr Strom aus Frankreich importiert als exportiert, bei einem Stromverbrauch von insgesamt 517,3 TWh² in Deutschland – so viel zum Thema: Wenn wir die Atomkraftwerke in Deutschland abstellen, werden wir stattdessen Atomstrom aus Frankreich importieren. Gleichzeitig ist die Stromproduktion in Deutschland so nachhaltig und erneuerbar wie noch nie zuvor.
Mehr Strom aus Erneuerbaren
Atomausstieg = Atomstromimport & Blackouts?
Was wurde alles Anfang letzten Jahres behauptet, was die Folge des deutschen Atomausstieges wären. Von Blackouts und massiven Atomstromimporten aus Frankreich war die Rede oder von explodierenden Strompreisen. Für alle ist heute klar ersichtlich, dass es keine Blackouts gegeben hat. Aber wie sieht es mit dem Atomstrom jetzt genau aus? Im Jahr vor der Abschaltung haben die letzten drei Kernkraftwerke noch 6,7 % der gesamt erzeugten Strommenge ausgemacht, also etwa 33,9 TWh. Diese 6,7 % sind also jetzt mit der Abschaltung weggefallen. Gleichzeitig haben wir die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen im letzten Jahr dank Förderungen und Bürokratieabbau im Bereich Wind und Solar von 47,4 % auf ein Rekordhoch von 56 % steigern können. Die Steigerungen der Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen gleicht also den wegfallenden Atomstrom mehr als aus. Richtig ist zwar, dass wir Strom aus Frankreich importiert haben – im letzten Jahr waren es 8,8 TWh, kaum mehr allerdings als zum Beispiel im Jahr 2019 – zugleich haben wir aber letztes Jahr auch 8,4 TWh nach Frankreich exportiert. Was bleibt, ist also ein Netto-Import von ca. 0,4 TWh Strom aus Frankreich, also ein Bruchteil der 33,9 TWh, die im Jahr zuvor noch unsere Atomkraftwerke erzeugt haben.
Warum importiert Deutschland überhaupt Strom?
Kurz gesagt: Weil der Strom in anderen europäischen Ländern manchmal billiger ist. Das heißt, wenn der Strom zum Beispiel in Dänemark und Norwegen gerade besonders günstig ist, wird die Produktion von teureren Stromquellen – in diesem Fall Kohlekraft – in Deutschland reduziert und günstiger Strom eingekauft. Andersherum geschieht das genauso. So haben wir zum Beispiel unter dem Strich Strom nach Polen exportiert und so die Kohleverstromung in Polen leicht reduziert. Die Import-Exportstatistik Deutschlands im letzten Jahr zeigt dabei eindeutig, dass Strom aus erneuerbaren günstiger ist als Atom- und Kohlestrom. Besonders viel Strom haben wir aus Ländern exportiert, die einen deutlich höheren Anteil an Strom aus erneuerbaren Quellen haben als wir selbst. Norwegen zum Beispiel erzeugt seinen Strom fast vollständig erneuerbar und umweltschonend. Richtig ist: Wir hätten unseren Strombedarf auch selbst decken können, der europäische Stromhandel sorgt allerdings dafür, dass unser Strom günstiger und ökologisch nachhaltiger ist.
Aber was ist mit den Strompreisen nach der Abschaltung der Kernkraftwerke?
Kurz gesagt: Sie sind gefallen – und das war auch erwartbar. Das heißt nicht, dass wir in den letzten zwei Jahren nicht alle unter hohen Strompreisen gelitten haben, der Grund ist nur nicht die Politik der Ampel-Regierung, sondern viel mehr die geerbte Abhängigkeit von russischem Gas und Öl und der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine. Seit dem Abschalten der letzten Kernkraftwerke ist der Strompreis in Deutschland aber immer weiter gefallen und ist mittlerweile sogar unter dem Niveau vor dem Angriffskrieg Putins angekommen. Betrachtet man die Zahlen des Forums für Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, ist gesamtgesellschaftlich Atomenergie ohnehin die teuerste Energieform.
Die Zukunft der Stromerzeugung
Strom aus Sonne, Wind und Wasser ist also nicht nur umweltschonend, sondern auch günstig. Mit dieser Erkenntnis stehen wir auch nicht allein da. Betrachtet man die Entwicklung der Stromproduktion in Europa, dann kennen die erneuerbaren Energien nur einen Weg: nach oben. Im letzten Jahr wurden rund 44 % des Stroms in der EU aus erneuerbaren Energien gewonnen – in den Jahren zuvor lag der Anteil noch bei etwa 38 %. Der Anteil der Kernenergie ist in den letzten beiden Jahrzehnten gleichzeitig immer weiter gefallen.³ Auch in Deutschland geht es weiter voran: Zum Ostermontag gehen 15 Kohlekraftwerke und -kraftwerkblöcke vom Netz.
¹ www.smard.de/page/home/topic-article/444/211756
² www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/solarenergie-windenergie-erneuerbare-energie-stromverbrauch-100.html
³ https://taz.de/Stromproduktion-in-der-EU/!5991051/